Hasse
Helmut Hasse
Geboren am 25. August 1898 in Kassel, Deutschland
Gestorben am 26. Dezember 1979 in Ahrensburg, Deutschland
Helmut Hasse wurde als Sohn eines Richters geboren. Er besuchte bis 1913 verschiedene Schulen um Kassel, zog dann mit seiner Familie nach Berlin und ging aufs Fichte-Gymnasium, bevor er sich im Ersten Weltkrieg freiwillig zur Marine meldete.
1917/18 war er in Kiel stationiert und konnte den Vorlesungen von Toeplitz beiwohnen. Später besuchte er die Universität von Göttingen und wurde dort unter anderem von Hilbert unterrichtet. Den größten Einfluß übte jedoch Hecke auf ihn aus.

Hasse ging schließlich 1920 nach Marburg, wo er das "Hasse-Prinzip" entdeckte, das auch Teil seiner Doktorarbeit "Über die Darstellbarkeit von Zahlen durch quadratische Formen im Körper der rationalen Zahlen" wurde. Ebenso erschien es in seiner Habilitationsthese "Über die Äquivalenz quadratischer Formen im Körper der rationalen Zahlen".

Ab 1922 hielt Hasse Vorlesungen an der Universität zu Kiel und ging drei Jahre später als Professor nach Halle. Hasse erweiterte Webers Arbeit über Klassenkörpertheorie, die auch durch Kollegen wie Hilbert und Kronecker Unterstützung erfuhr. In Halle erzielte er fundamentale Resultate über die Struktur einfacher Algebren und setzte diese Arbeit in Marburg mit Kollegen fort, um die komplette Bestimmung der "Brauer-Gruppe" eines algebraischen Zahlenkörpers zu vollenden. Weitere Arbeit umfaßte auch den Beweis einer Analogie der "Riemann-Hypothese" für Zeta-Funktionen elliptischer Kurven.

Im schicksalsträchtigen Jahr 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Macht, was nicht ohne Wirkung auf die Mathematik blieb. Viele Mathematiker traten von ihrer Professur zurück oder verließen das Land; Hasse schien für die Nazis jedoch akzeptabel zu sein. Er übernahm MacLane's Professur in Göttingen, obwohl er sich mit den Nazi-Fundamentalisten dort kaum arrangieren konnte. Seine politischen Überzeugungen und Beziehungen zum Regime waren schwierig einzuschätzen. Einerseits pflegte er enge Beziehungen zu jüdischen Kollegen und Freunden und ließ sich von politischer Doktrin nicht in seiner Arbeit kompromittieren. Andererseits machte er kein Geheimnis aus seinen starken nationalistischen Überzeugungen und begrüßte viele Dinge von Hitlers Politik.

Hasse hoffte, seinen Einfluß auf die herrschenden Autoritäten durch eine Mitgliedschaft in der NSDAP zu vergrößern, wurde wegen seiner Beziehung zu jüdischen Mitarbeitern jedoch nicht aufgenommen.
1939-45 verbrachte Hasse im Kriegsdienst bei der Marine und arbeitete in Berlin an Ballistik. Nach dem Krieg kehrte er nach Göttingen zurück, wo er sogleich von der britischen Besatzungsmacht entlassen wurde. Ihm wurde das Recht zu lehren entzogen; eine ihm angebotene ausschließliche Forschungsstelle lehnte er ab.

1946 zog er nach Berlin und nahm eine Forschungsstelle an der Berliner Akademie an. Ab 1949 lehrte er dann als Professor an der Humboldt Universität in Ost-Berlin. Seine Arbeit zur Bestimmung arithmetischer Eigenschaften von Zahlenkörpern "Über die Klassenzahl Abelscher Zahlkörper" wurde zu dieser Zeit veröffentlicht. Zur selben Zeit erschien sein Textbuch "Zahlentheorie", das zum ersten Mal eine systematische Einführung in Algebraische Zahlentheorie auf der Basis der lokalen Methode bot.

1950 wurde Hasse nach Hamburg berufen, wo er bis zur seiner Pensionierung im Jahre 1966 lehrte. Hasse, der 50 Jahre als Herausgeber von "Crelle's Journal" arbeitete, war einer der wichtigsten Mathematiker des 20. Jahrhunderts mit Einflüssen auf Forschung, mathematische Anschauung und Lehre.

Das Original zu dieser Übersetzung und weitere Mathematikerbiographien finden Sie hier.
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